Erweiterte Akkorde
Akkorde gibt es nicht nur als Drei- oder Vierklänge. Töne können fast beliebig zu Akkorden zusammengestellt werden. Außer den natürlichen Grenzen, die die Gitarre und deine Hände dir setzen, gibt es keine Regeln, an die du dich zu halten hättest. Wenn der Klang für dich in Ordnung ist, dann ist auch der Akkord ok.
Trotzdem gibt es bestimmte Einsichten zum Klang von Akkorden, die sich durchgesetzt haben. Sie zu kennen, kann dir das Zusammenstellen von Akkordverbindungen erheblich erleichtern. Es ist sicher eine gute Idee mit diesen anzufangen und dann das System immer weiter auszureizen und zu schauen, was dir gefällt und was nicht.
In diesem Kapielt möchte ich beschreiben, wie erweiterte Akkorde gebildet werden und wie du Akkordsymbole liest, um zu verstehen welche Töne die dargestellten Akkorde beinhalten.
Optionstöne
Die Grundform eines Akkords ist der Dreiklang, der sich ergibt, wenn du auf den Grundton zwei Terzen schichtest. Du kannst weitermachen und eine Terz nach der nächsten aufschichten. So erhältst du die sog. Optionstöne. Sie verändern den Klang des Akkords, nicht aber den Akkord an sich. Oder anders ausgedrückt: D-Dur bleibt D-Dur, egal welche zusätzlichen Töne du noch dazutust.
Die Grafik zeigt die Stammtonreihe. Wir starten beim c und springen von einer Terz zur nächsten. Die ersten drei liegen innerhalb der ersten Oktave. In der zweiten Oktave kommen wir auf die ganzen Töne, die wir im ersten Durchgang übersprungen haben. Am Ende der zweiten Oktave geht alles wieder von vorne los.
Akkordsymbole
Die Tabelle gibt eine Übersicht über die verschiedene Verteilung der Optionstöne und die dazugehörigen Akkordsymbole. Akkordsymbole kennst du schon von den Griffbildern. Über ihnen steht immer angegeben, welcher Akkord sich hinter dem dargestellten Griff verbirgt – das sind die Akkordsymbole. Für sie gilt:
- Der Name des Akkords wird immer groß geschrieben. Dabei steht der Buchstabe für den Dur-Dreiklang als Ausgangspunkt aller Akkorde.
- Optionstöne werden mit den Intervallkürzeln angegeben, die du schon von den Formeln kennst. Die Töne dieser Intervalle ergänzen den Grund-Dreiklang. C6 bedeutet z.B.: Nimm den C-Dur-Dreiklang und füge als vierten Ton die große Sexte hinzu. Die Formel des Akkords ist: 1-3-5-6
Die Grafik oben hat gezeigt, dass wir zwei Oktaven brauchen, um über die Terzschichtung alle Töne der Tonleiter zu erreichen. Bislang endeten die Intervallkürzel immer bei der 8, weil nach der Oktave alles wieder von vorne losgeht. Diesmal zählen wir einfach weiter, bis auch die zweite Oktave voll ist. Dadurch erhalten wir noch die Intervalle 9, 11 und 13. Sie verhalten sich ganz ähnlich zu den Intervallen 2, 4 und 6 – nur halt eine Oktave höher.
Die folgende Tabelle gibt dir eine Übersicht über die verschiedenen Bezeichnungen, die du in Akkordformeln findest und ihre jeweilige Bedeutung. Die Erklärungen sollen dir helfen zu verstehen, wie sich Akkorde zusammensetzen.
Symbol | Formel | Erklärung |
---|---|---|
1.3.5 | Der Dur-Dreiklang benötigt außer dem Buchstaben keine weiteren Zeichen | |
m | 1.b3.5 | Die erweiterten Akkorde in Dur und Moll sind identisch, außer dass die Moll-Akkorde immer die kleine Terz statt der großen beinhalten. Statt des »m« kann auch ein »-« im Symbol stehen. |
+ | 1.3.#5 | Übermäßiger Grund-Dreiklang. Er wird häufig auch mit »aug« gekennzeichnet. |
o | 1.b3.b5 | Verminderter Grund-Dreiklang. Oft auch mit »dim« statt »o« |
sus2 | 1.2.5 | sus im Akkordsymbol bedeutet: lass die Terz weg. Damit sind die sus-Akkorde weder Dur noch Moll. |
sus4 | 1.4.5 | In der Regel enthalten die sus-Akkorde die 4 |
5 | 1.5 | Mit der 5 werden Power-Chords angegeben |
6 | 1.3.5.6 | |
7 | 1.3.5.b7 | Enthält das Akkordsymbol eine 7, handelt es sich um einen »Dominant-Sept-Akkord«. Diese Akkorde beinhalten die kleine Septime. Die 7 im Akkordsymbol steht also für das Intervall b7. |
maj7 | 1.3.5.7 | Die große Septime wird mit maj7 bezeichnet. Die Major-Sept-Akkorde werden auch häufig mit einem Dreieck im Akkordsymbol statt des maj7 geschrieben. |
9 | 1.3.5.b7.9 | Die 9 umfasst alle Terzen, die bis dahin gestapelt sind, also auch die b7 |
add9 | 1.3.5.9 | Willst du nur den Dreiklang und die 9, schreibst du add9 |
6/9 | 1.3.5.6.9 | Obwohl die 9 im Akkordsymbol steht, ist keine Septime dabei. Die 6 ersetzt hier die 7. |
maj9 | 1.3.5.7.9 | Enthält die große Septime |
11 | 1.3.5.b7.9.11 | Auch hier sind alle gestapelten Terzen enthalten. |
13 | 1.3.5.b7.9.13 | Bei der 9 ist mit Terzschichtung Schluss. Du kannst entweder die nächste (11) oder die übernächste Terz addieren. Also hast du hier die 13 statt der 11 |
11/13 | 1.3.5.b7.9.11.13 | Möchtest du doch alle beide haben, musst du beide angeben – ABER: sieben Töne lassen sich auf sechs Saiten eh nicht spielen ;-) |
Nun hast du alles beisammen, was du brauchst, um dir selbst zu helfen. Begegnet dir beispielsweise das Akkordsymbol G9sus4, dann weißt du, dass es sich zunächst um den Dur-Dreiklang handelt: 1.3.5. In der 9 ist auch die kleine Septime enthalten: 1.3.5.b7.9. sus kickt die Terz wieder raus: 1.5.b7.9. In der Regel enthält sus auch die 4: 1.4.5.b7.9.
Jetzt musst du nur noch den Intervallen die richtigen Töne innerhalb der Tonart G-Dur zuweisen und auf dem Griffbrett eine Art finden, sie zu greifen. Das wirst du in der Regel aber nicht brauchen, weil die entsprechenden Akkorde immer gleich gegriffen werden und du sie einmal vom Griffbild lernst.